Katzenalltag
Die Katze - ein Tier das für Selbstbestimmung, Freiheit und Individualität steht. Katzenfreunde schätzen oft ihre Eigenständigkeit und Ungebundenheit. Doch wenn wir uns mal genauer in das Leben unserer Hausmiezen versetzen, wird schnell deutlich: Die meisten Katzen in Deutschlands Haushalten haben ziemlich wenig zu sagen, wenn es um ihr eigenes Leben geht. Wir als Halter entscheiden oftmals darüber, wie der Alltag der Katze aussieht. Wir entscheiden, ob und mit wem die Katze zusammenlebt, ob sie raus darf oder doch lieber in den eigenen vier Wänden geschützt leben soll, was und wie viel bzw. wann sie zu fressen bekommt und wann z.B. gespielt oder gekuschelt wird.

Wir entscheiden, wo das Katzenklo steht, wie oft es gereinigt wird und welche Streu hinein kommt. Und die meisten Katzen akzeptieren unsere Entscheidungen, nehmen Kompromisse gut an und fügen sich in unsere sozialen Strukturen ein.
Manchmal werden sie auch laut und verdeutlichen uns mit ihrem Verhalten, dass sie unsere Entscheidungen gerade nicht akzeptieren können oder wollen. Dann liegt es an uns, die Bedürfnisse und Wünsche unserer Katze zu erkennen und Lösungen anzubieten, mit denen alle gut leben können.
Oft sind Katzen aber gewillt, in einer guten Lebenspartnerschaft zum Menschen zu leben und stecken auch mal zurück. Nur weil unsere Katzen nicht verhaltensauffällig sind, bedeutet das nicht, dass sie wunschlos glücklich sind. Wir Menschen sind ja auch nicht automatisch zufrieden, nur weil wir nicht schreien, dass uns etwas fehlt. Im Vergleich fällt es uns aber wesentlich leichter, die Kommunikation und möglichen Signale von anderen Menschen zu erkennen und richtig zu interpretieren, als die von Tieren.
Dies bedeutet aber nicht, dass es nicht möglich wäre, die Katze im Alltagsgeschehen mit entscheiden zu lassen!
Möglichkeiten vom Miezspracherecht
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass deine Katze bestimmte Bereiche im Haus aufsucht, wenn sie etwas bestimmtes möchte oder braucht? Vielleicht hast du sie schon einmal vor dem leeren Napf miauen oder an der Terassentür kratzen gesehen, weil sie gerade raus will. Mit Sicherheit kennst du solche Situationen.
Bedürfniszonen
Bei diesen Situationen handelt es sich um sogenannte "Bedürfniszonen". Deine Katze hat gelernt, wenn sie vor dem Futternapf sitzt und miaut, erkennst du schneller, dass sie jetzt unbedingt und sofort etwas zu futtern möchte!
Diese Bedürfniszonen kannst du in deinem Alltag selbst einbauen und nutzen. Such dir verschiedene Bereiche, die etwas bestimmtes bedeuten sollen und führe die Tätigkeit immer in diesem Bereich, bzw. in dieser Zone aus. So lernt deine Katze weitere Bedürfniszonen kennen, die du selbst ausgewählt hast. Achte im Alltag darauf, wo sich deine Katze gerade aufhält und was sie gerade macht. Sie wird schnell merken, dass ihre Kommunikationsversuche gesehen und erkannt werden und diese tolle Möglichkeit nutzen um im Alltag mit zu entscheiden, wann gespielt oder gefressen, geklickert oder gekuschelt, raus gegangen oder ausgeruht wird.
Ankündigungssignale
Ankündigungssignale sind Gesten oder Worte, die, wie der Begriff schon sagt, etwas bestimmtes ankündigen sollen.
Diese zeigen deiner Katze also, was gleich passieren wird. Man kann sie für alles mögliche im Alltag einbauen und sie helfen der Katze sich auf eine neue Situation oder Handlung vorzubereiten und einzulassen.
Ankündigungssignale sind z.B. hilfreich um der Katze zu signalsieren "Jetzt wird gespielt" oder "Jetzt hören wir gleich auf zu spielen", "Jetzt fasse ich dich kurz an", oder auch "Jetzt wird es kurz unangenehm, danach passiert aber etwas tolles!"
Durch Ankündigungssignale werden unsere Handlungen vorhersehbarer und wir somit berechenbar - das Geschehene passiert nicht plötzlich und aus dem Nichts.
Targets
Targets eignen sich hervorragend um die Katze mitentscheiden zu lassen, ob und wie etwas gerade geschehen soll. Vor allem wenn es um Tierarzttraining geht, sind diese kleinen Helfer nicht mehr wegzudenken. Aber auch z.B. beim regelmäßigen Bürsten helfen sie, die Grenzen der Katze zu erkennen und vor allem zu respektieren.
Statt aversiv oder zwanghaft mit der Katze umzugehen, kannst du ihr beibringen, ein Target zu benutzen. Dies kann z.B. ein Bodentarget sein, aber auch Nasentargets sind beliebt. Ein Bodentarget kann z.B. eine Decke, ein Kissen oder ein Körbchen sein. Du bringst im ersten Schritt deiner Katze bei, sich dort entspannt hinzusetzen. Dies geschieht durch positive Verstärkung. Wenn deine Katze nun gelernt hat, dass es ganz toll ist, auf diesem Target zu sitzen, kannst du z.B. die Bürsten dazu nehmen und sie ihr zeigen. Bleibt sie entspannt, beginn sehr vorsichtig mit dem Bürsten. Wenn sie nun vom Target aufsteht und Anstalten macht wegzugehen, dann akzeptiere dies unbedingt und höre sofort auf die Katze zu berühren. Mit der Zeit lernt deine Katze: Wenn ich aufstehe und gehe, dann werde ich nicht gebürstet! Mein Bedürfnis wird erkannt. Ich werde gesehen und darf mit entscheiden, was mit mir passiert.
Sie kann dir dadurch also mitteilen, wenn es ihr gerade zu viel wird und sie eine Pause braucht.
(Dieses Beispiel dient der Visualisierung und zeigt kurz wie die Übung mit dem Target aussehen könnte. Plietsch und Lütti kennen ihre Targets und deren Funktion bereits.)
Buzzertraining
Das Buzzertraining ist das ultimative Miezspracherecht!
Hierfür bedarf es besprechbare Tasten, die in den Bedürfniszonen verteilt werden können. Jeder Buzzer ist für ein anderes Bedürfnis da, du kannst also verschiene Wörter darauf sprechen, wie z.B. "Leckerlie", "Spielen", "Kuscheln", "Clickern" usw.
Drückt deine Katze nun auf den Buzzer teilt sie dir aktiv ihr Bedürfnis mit. Damit kein Frust entsteht solltest du diesem auch nachkommen können!
Wenn du nicht Zuhause bist oder gerade nicht kannst oder möchtest, kannst du die Buzzer wegräumen oder abdecken, sodass die Bedienung nur dann stattfindet, wenn du auch bereit dafür bist!
Links siehst du ein Beispiel für den Buzzer "Leckerlie" - diese Taste ist mit am einfachsten der Katze beizubringen und eignet sich gut um in das Training einzusteigen.
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